In Kürze:
- Kredit über 1 Milliarde US-Dollar für Neustart des Kernkraftwerks Three Mile Island
- Bis zu 800.000 Haushalte sollen künftig mit Grundlaststrom versorgt werden
- Projekt gilt als Meilenstein der America-First-Energiepolitik der Trump-Regierung
- KI-Industrie profitiert: Stromliefervertrag mit Microsoft über 20 Jahre
In den USA soll das bekannte Kernkraftwerk von Three Mile Island schon bald wieder seinen Betrieb aufnehmen. Am Dienstag, 18. November,
teilte das Energieministerium in Washington, D.C. mit, dass das Betreiberunternehmen Constellation Energy Generation LLC dazu einen Kredit in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar erhalten habe.
Die Anlage nahe Harrisburg, Pennsylvania, die seit 1985 nur in Form ihrer Einheit 1 betrieben worden war, wäre bis 2034 zum Betrieb zugelassen gewesen. Die Einheit 2 ist seit einem Unfall mit teilweiser Kernschmelze im Jahr 1979 außer Betrieb. Im Jahr 2019 kündigten die Vorbesitzer, das Unternehmen Exelon, jedoch an, den Betrieb wegen unzureichender Finanzierung vollständig einzustellen. Seit 2020 stand das Werk still.
Constellation schloss 20-Jahresvertrag mit Microsoft ab
Nun soll die Anlage modernisiert und neu gestartet werden. Minister Chris Wright spricht von einer Grundlastleistung von 835 Megawatt, die das Kernkraftwerk künftig erzielen soll. Damit soll das Kernkraftwerk am Susquehanna River knapp 800.000 Haushalte versorgen. Der Neustart soll „den Amerikanern in der gesamten Mid-Atlantic-Region erschwingliche, zuverlässige und sichere Energie liefern“, so der Minister. Zudem sollen 600 Jobs im Werk selbst entstehen.
Wright ging dabei ausdrücklich auch auf das Rennen im Bereich der Künstlichen Intelligenz ein, das die USA für sich entscheiden wollen. Das Kernkraftwerk solle dazu und generell zum Ausbau der inländischen Produktionsbasis seinen Beitrag leisten. Erst im Vorjahr schloss Betreiber Constellation einen
auf 20 Jahre anberaumten Stromliefervertrag mit Microsoft ab. Das von Bill Gates gegründete Unternehmen plant, seine KI-Rechenzentren mit Strom aus dem Kraftwerk CO₂-emissionsfrei zu betreiben.
Erst jüngst hatte sich der Milliardär zu Wort gemeldet und deutlich gemacht, dass die Kernkraft eine Schlüsseltechnologie sein werde, um Wohlstand durch nachhaltige Energieerzeugung zu sichern. Gates betonte, man solle sich in der Klimadebatte wieder mehr auf das Wohlergehen der Menschen statt auf Schreckensszenarien fokussieren.
Trump sieht Kernkraft als Schlüssel der KI-Revolution
Am Dienstag bestätigte auch Constellation die Genehmigung des Kredits durch das Energieministerium. Diese sei durch die „starke Bilanz und Kreditwürdigkeit“ möglich geworden, die das Unternehmen verkörpere. Die Anlage auf Three Mile Island soll künftig den Namen „Crane Clean Energy Center“ tragen.
Konzernchef Joe Dominguez
lobte die Regierung von US-Präsident Donald Trump für „schnelles Handeln und Führungsqualitäten“ beim Ausbau der Kernenergie. Die Federal Energy Regulatory Commission (FERC) und das Energieministerium hätten den Neustart „erheblich beschleunigt, ohne Qualität oder Sicherheit zu beeinträchtigen“.
Das Vorgehen bezüglich des Crane-Restart-Projekts sei „ein großartiges Beispiel dafür, wie America-First-Energiepolitik Arbeitsplätze, Wachstum und Chancen schafft und das Netz zuverlässiger macht“. Versorgungsunternehmen und Netzbetreiber müssten die Möglichkeit erlangen, beim Ausbau schneller voranzuschreiten. Nur mit einer entsprechenden Anpassung der Regularien werde es den USA möglich sein, ihr reichhaltiges Energiepotenzial zu erschließen.
Senkung der Stromkosten und Sicherheit der Versorgung im Fokus
Indirekt werde die Reaktivierung des Werks bis zu 3.400 neue Jobs schaffen, betont Senator Dave McCormick (Republikaner-PA). Der Bundesstaat Pennsylvania werde die Energieunabhängigkeit der USA ausbauen und die KI-Revolution anführen. Schon kurzfristig werde das Werk wieder auf einer Kapazität von 80 Prozent arbeiten und 500 Menschen beschäftigen können.
Auf diese Weise sollen die Stromkosten sinken, das Netz soll zuverlässiger und stärker werden und es sollen neue Jobs entstehen. Die Kernkraft solle vor allem dazu beitragen, die globale KI-Entwicklung und die Stärke der industriellen Basis des Landes wiederherzustellen.
IAEA-Chef erwartet Rückkehr der Kernkraft in Deutschland
In Deutschland ist hingegen vor zweieinhalb Jahren der letzte Kernreaktor vom Netz gegangen. Dennoch hat der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), Rafael Mariano Grossi, vor zwei Wochen erklärt, er erwarte auch hier eine Rückkehr zu dieser Form der Energieerzeugung.
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche habe ihm gegenüber gesagt, dass das Thema sehr ernsthaft geprüft werde, berichtete er gegenüber „Politico“. Dies äußerte Reiche beim G7-Energieministertreffen in Toronto. Während der Ampelkoalition hatte die Union massiv eine ideologisch motivierte Politik kritisiert, die ein Kernkraft-Aus selbst in der Energiekrise verfolge.
Zwar seien Großreaktoren, wie sie früher in Deutschland existiert hätten, zu teuer, äußerte Grossi, er rechnet jedoch damit, dass die Renaissance der Kernenergie über den Einsatz kleiner modularer Reaktoren (SMR) erfolgen werde.
Zudem hat die Bundesregierung im Oktober
einen Aktionsplan vorgelegt. Diesem zufolge will die Regierung 2 Milliarden Euro in die Forschung investieren, mit dem Ziel, den ersten Fusionsreaktor der Welt fertigzustellen.